Waagvolk und Beobachtungsstation
Die Imkerei Echolinde betreibt in Aarau in Zusammenarbeit mit BienenSchweiz eine Beobachtungsstation mit einem Waagvolk auf einer elektronischen und vollautomatische Waage. Monatlich publizieren wir in der «Schweizerischen Bienenzeitung» ein apistischer Bericht. Auf dieser Seite wird der Bericht vorab, jeweils am 10. des Monats publiziert.
BienenSchweiz hat an verschiedenen Standorten elektronische und vollautomatische Waagen installiert. Die modernen elektronischen Stockwaagen erfassen neben dem Gewicht viele weitere Daten wie die Temperatur innerhalb und ausserhalb des Bienenstocks, Niederschläge, Luftfeuchtigkeit etc. Das erlaubt eine sehr zeitnahe Beobachtung der Trachtverhältnisse und des lokalen Wetters. Die Waagdaten werden jeweils nachts aktualisiert an einen zentralen Server übermittelt, der die Grafiken im Internet zur Verfügung stellt.
Periode 10.09. – 10.10.2025
Die Beobachtungsperiode verlief ruhig und zeigte sich zum Monatsende hin frisch, mit Bodentemperaturen nahe 0 °C. Anfang Oktober erreichten die Tagestemperaturen bei schönem Wetter während mehrerer Tage rund 15 °C.
Während in der Region einige Stände von Velutinas beflogen wurden, stellte ich auf keinem meiner Stände Flugaktivitäten fest. Durch den Kanton wurden jedoch mehrere Nester in und um Aarau entfernt, die teils mit grossem zeitlichem Aufwand von Imkern trianguliert worden waren.
Weiterhin wurde fleissig Pollen eingetragen und Winterbienen aufgezogen. Der fehlende Nachschub an Jungbienen durch die Brutpause (abgesperrte Königin für Sommerbehandlung) im Juli wurde im August und September durch die Aufzucht der Winterbienen kompensiert. Die Völker mit sommerlicher Brutpause erscheinen nun vergleichbar stark wie jene ohne Brutpause.
Bis etwa zum Bettag waren die Völker vollständig eingefüttert. Seit Ende September fliegen keine einheimischen Hornissen mehr an den Flugfronten, und auch Wespen sind nur noch vereinzelt anzutreffen. Seit Anfang September wird der natürliche Milbenfall auf allen Völkern regelmässig überwacht.
Am 5. Oktober hatten einige Völker die Eilage bereits seit mehreren Tagen eingestellt und verfügten nur noch über verdeckelte Brutflächen. Dies werte ich als Zeichen, dass sie ihre optimale Überwinterungsstärke mit gesunden Bienen erreicht haben. Die nach der sommerlichen Brutpause eingeweiselten Jungköniginnen zeigten sich noch aktiver, was jedoch keine wesentliche Rolle spielt: Am gleichen Tag wurden sämtliche Königinnen – wie bereits im Juli – in der Mitte des Brutnestes respektive Wintersitzes in einen grossen Brutstopp-Gitterrahmen (Königinnenisolator) gesetzt.
So werden die Völker drei Wochen später gänzlich brutfrei sein, und der Varroamilbe ist spätestens Mitte Oktober die weitere Vermehrungsmöglichkeit entzogen. Durch diese Massnahme wird eine zeitige und wetterunabhängige Restentmilbung im vollständig brutfreien Zustand möglich. Die Völker müssen danach nicht mehr gestört werden und können praktisch varroafrei in die Winterruhe übergehen.
Die kommenden Wochen bis dahin nutze ich zum Aufräumen und Reinigen der Gerätschaften. Die sehr reiche Honigernte ist bereits abgefüllt.
Periode 10.08. – 10.09.2025
Standbeobachtungen
Seit kurzem jagen fast ganztägig zwei bis drei Hornissen am Bienenstand – bislang glücklicherweise nur einheimische. Auffällig ist, dass im Vergleich zu Anfang August kaum noch naschende Wespen an den Völkern anzutreffen sind.
Die Wächterinnen an den Fluglöchern zeigen sich sehr aufmerksam und wehrhaft: Fast bei jedem Besuch finde ich tote oder noch von den Bienen eingeknäuelte Hornissen. Besonders interessant war zu beobachten, dass Wächterinnen auf den Flugbrettern des Bienenhauses beim Vorbeiflug der Hornissen ein zirpähnliches Geräusch erzeugten – fast so, als würden sie die Nachbarvölker warnen oder den Angreifern unmissverständlich mitteilen, dass sie hier nicht erwünscht sind.
Eine erfreuliche Überraschung bot sich auf zwei meiner Stände: Dort haben sich selbständig Bücherskorpione angesiedelt. Vermutlich ist dies eine Folge des Verzichts auf Ameisensäure in der Varroabehandlung. Diese kleinen Nützlinge können mit ihren Scheren mehrere Varroamilben pro Tag erbeuten und aussaugen – ein kleiner, aber vielleicht nicht ganz unbedeutender Beitrag zur Volksgesundheit.
Volksentwicklung und Fütterung
Nach der brutfreien Oxalsäurebehandlung und dem grossen Königinnenwechsel Ende Juli entwickelten sich die Völker bemerkenswert einheitlich. Während der Brutpause im Juli lagerten die Bienen reichlich Pollen ein. Zwei Wochen nach dem Freilassen respektive Umweiselung der Königinnen waren prächtige, lückenlose Brutnester im Zentrum des eingeengten Wabenbaus angeordnet, genau dort, wo später der Wintersitz entsteht. Die Brutflächen präsentieren sich gross, geschlossen und mit schön gewölbten Zelldeckeln – oft über 6 bis 8, teils sogar über 10 Wabenseiten (CH-Mass).
Bisher habe ich je Volk etappenweise rund 12 bis 14 Kilogramm Futter gegeben. In den kommenden drei Wochen werden die Völker kontinuierlich fertig eingefüttert, sodass sie futtertechnisch optimal vorbereitet in die Überwinterung starten können.